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Rolf Böhme: Geschichten vom Amt

„Es kommt nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt“. Rolf Böhme blickt auf ein bewegtes politisches Berufsleben zurück

Rolf Böhme: Geschichten vom Amt. Herder Verlag 2009. 176 Seiten, 14.95 EuroEine Biographie oder eine zusammenhängende Darstellung seiner politischen Vita wollte der ehemalige Freiburger Oberbürgermeister und Alumnus Dr. Rolf Böhme nach eigenem Bekunden nicht schreiben. Dafür schildert er in seinem neuen Buch „Geschichten vom Amt“ persönliche Eindrücke und Erlebnisse seiner politischen Laufbahn in ihrem gesellschaftspolitischen Kontext.

Rolf Böhme wurde 1934 in Konstanz geboren und studierte nach dem Krieg an der Universität Freiburg Rechtswissenschaften mit anschließender Promotion über ein staatsrechtliches Thema bei Professor Konrad Hesse.. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1972 zog Böhme unter der Kanzlerschaft von Willy Brandt über die Landesliste als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein. Im Februar 1978 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen. Unterhaltend und leicht lesbar schildert Böhme das „glatte Parkett der Politik“ in jenen Jahren, angereichert mit manch heiterer Anekdote über „Onkel Herbert“ (Wehner; Fraktionsvorsitzender der SPD von 1969 bis 1983) und anderen Protagonisten aus den bewegten Bonner Jahren.boehme

Für Freiburger bilden zweifellos die Schilderung von Böhmes 20-jähriger Amtszeit als Freiburger Oberbürgermeister die interessantesten Passagen. Die Besuche auf dem Freiburger Wochenmarkt, die Gespräche mit den Menschen – ganz bewusst im hiesigen Dialekt wiedergegeben – verdeutlichen, dass es als Oberbürgermeister keine Trennung zwischen Politik und Privatleben gibt. Im negativen Sinn wurde ihm dies klar bei der Durchsetzung eines seiner wichtigsten Projekte, der B 31, als Gegner der B 31 – Ost seinen privaten Vorgarten zu einem Aktionsfeld erwählten. Ferner sind seine für die Stadtentwicklung wichtigen Initiativen zur Neugestaltung des Bahnhofbereichs mit dem neuen Bahnhof und dem Konzerthaus zu nennen.

Alle umstrittenen Projekte seiner Amtszeit, zu denen auch die Bebauung des Rieselfeldes und die Einrichtung einer Kultur- und Tagungsstätte im E-Werk gehörten, konnte Rolf Böhme trotz intensiver politischer Gegenwehr durchsetzen: Etwa 50 besetzte Häuser wurden in Freiburg polizeilich geräumt - die Stadt wandelte sich unter seiner Ägide von einer „Chaoten-Hochburg“ zur wirtschaftlich prosperierenden Metropole am Oberrhein.

Dass eigentlich Böhmes Kontrahent, der spätere Freiburger Regierungspräsident Sven von Ungern Sternberg, 1982 die Oberbürgermeisterwahl hätte gewinnen müssen und welche Rolle der im selben Jahr als Bundeskanzler in einem konstruktiven Misstrauensvotum abgewählte Helmut Schmidt bei dieser Wahl spielte, kann man ebenfalls im Rolf Böhmes Erinnerungen nachlesen.

 

Rolf Böhme: Geschichten vom Amt. Herder Verlag 2009. 176 Seiten, 14.95 Euro

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