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Dr. Bernd Götze – ein deutscher Anwalt in der „Löwen-Stadt“

Seine juristische Karriere hat Alumnus Dr. Bernd J. Götze bis in den Fernen Osten geführt. Schon in seiner Jugendzeit an viele Wohnortwechsel gewohnt, absolvierte er letztlich in Heidelberg das Abitur und studierte dann in den 1970er Jahren Rechtswissenschaft und Japanologie in Freiburg. Sein Interesse für fremdländisches Recht führte ihn über Stationen in Japan und Frankfurt schließlich zum südlichsten Ausläufer des asiatischen Festlands. In Singapur (Sanskrit: Singha - „Löwe“ und Pura - „Stadt“) gründete Götze 1998 eine eigenen Wirtschaftskanzlei.

dr. götze mit frau
Dr. Bernd Götze mit seiner Frau Nany Sunardi-Götze in Singapur.

Newsletter: „Sie haben von 1973 bis 1978 in Freiburg studiert. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Zeit im Breisgau?“

Dr. Götze: „Nicht verwunderlich: nur die besten! Ganz abgesehen vom hohen Freizeitwert, dem Klima, der Ess-, Trink- und Feste-Feiern-Kultur und der Freiburger Umgebung mit Schwarzwald, Elsass und Schweiz, war die Uni trotz einiger 68er Nachwehen ein sehr guter Studienplatz. Als herausragende Professoren „alten Schlags“ erinnere ich mich natürlich an Ernst von Caemmerer oder auch Götz von Craushaar, Klaus Tiedemann aus der „jüngeren Riege“ und meinen sehr verehrten Doktorvater Peter Arens. Durch Alumni Freiburg bin ich meiner Alma Mater bis heute verbunden!“

Newsletter: „In Ihrem Studium haben Sie die Rechtswissenschaft mit der Japanologie verknüpft. Woher kommt das Interesse für die asiatische Kultur?“

Dr. Götze: „Ehrlich gesagt war mir von Beginn an klar, dass mich Jura allein als Studium nicht befriedigen wird. Nach zwei Semestern Slawistik wollte ich chinesisch oder japanisch studieren. Letztere Sprache wurde zu jenem Semester angeboten, und so fiel diese Entscheidung eher aus Zufall. Erst später kam ein vertieftes Interesse an Asien hinzu. Meine heutige Frau, eine sogenannte Auslands-Chinesin indonesischer Herkunft, Nany Sunardi, habe ich in Freiburg kennengelernt, wo wir 1980 geheiratet haben. Wir sind also beide Alumni der Albert-Ludwigs-Universität, denn sie hat nach Abschluss im Klavierfach an der Freiburger Musikhochschule dann Musikwissenschaft und Japanologie dort studiert.“

Newsletter: „Ihr beruflicher Werdegang führte Sie nach der Ausbildung dann unmittelbar in den Fernen Osten?“

Dr. Götze: „Nach der Zulassung startete ich 1981 sofort die Praxistätigkeit als Wirtschaftsanwalt in Japan in einer internationalen Kanzlei. Als dann bereits japanisch sprechender Anwalt war ich anschließend für eine englische Kanzlei in Singapur tätig. Mit einer ersten Rückkehr nach Freiburg leitete ich dann für drei Jahre die hiesige Ostasien-Abteilung des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht, damals unter Prof. Albin Eser. Nach einigen Jahren in der damals weltgrößten Kanzlei Baker&McKenzie in Frankfurt orientierte ich mich 1996 schließlich wieder Richtung Asien und baute unter der Sozietät KLEINER Rechtsanwälte eine eigene Wirtschaftskanzlei in Singapur auf.“

Newsletter: „Sie haben viele Aufsätze und Beiträge zu asiatischen Rechtslagen publiziert. Was können unsere Kulturen auf der juristischen Ebene voneinander lernen?“

Dr. Götze: „In der Praxis bin ich täglich mit Rechtsvergleich konfrontiert; im wissenschaftlichen Bereich habe ich zudem darüber geschrieben. Lernen voneinander? Eher wenig. Recht muss gelebtes Recht sein – zugeschnitten auf die Situation im Staat und auf die Gesellschaft. Selbst in Bezug auf asiatische Länder, die westliches Recht rezipiert haben, wird in wissenschaftlichen Abhandlungen meist zu wenig auf die tatsächlich gelebte tägliche Rechtspraxis eingegangen. Immerhin habe ich mit den von mir verfassten Bänden der deutsch-japanischen Rechtswörterbücher den interessierten Juristen das Handwerkszeug geliefert, sich der japanischen Rechtskultur zu nähern. Selbst das gab es nicht, als ich mich 1979 als Referendar auf den Weg nach Japan machte, um dort im japanischen Rechtsumfeld zu arbeiten.“

Newsletter: „Was schätzen Sie abseits des professionellen Alltags am Leben in Singapur?“

Dr. Götze: „Singapur ist multi-kulturell, multi-sprachlich. Die Zahl der regionalen wie internationalen Küchen kann man kaum aufzählen! Vier ethnische Gruppen leben hier recht problemlos, indes auch nicht in absoluter Harmonie, zusammen. Es gibt kaum Erdbeben und keine Taifune oder Tornados. Selbst Tsunamis sind schon von der Geologie her statistisch fast unmöglich. Außerdem ist der Stadtstaat Singapur zentral in Asien gelegen und gut organisiert. Man lasse sich aber nicht täuschen: Kratzt man etwas am Lack, kommt schnell das eher erwartete Asiatisch-Andersartige zum Vorschein! Was aber keineswegs ein Negativum ist.“

Newsletter: „Um heiße Sonnentage kann die „wärmste Stadt Deutschlands“ mit dem tropischen Inselstaat kaum konkurrieren. Vermissen Sie andere Dinge, bei denen Deutschland das Rennen macht?“

Dr. Götze: „Die Jahreszeiten vermisse ich nicht, zumindest nicht so lange, bis ich sie auf Besuchen in Europa oder anderswo erlebe. Drei- bis viermal reise ich im Jahr nach Deutschland und in die Schweiz, wo unsere Tochter arbeitet und lebt. Manche deutsche oder europäische Gerichte, sogar Obstarten, Marmelade und Kompott, lassen manchmal einen Anklang an Heimweh aufkommen. Wein jeder Herkunft gibt es zwar bei uns zu kaufen – aber fast keinen badischen Wein! Auch deshalb: Eine zweite Rückkehr nach Freiburg ist zwar zeitlich nicht konkret geplant – aber vorbereitet. Im Markgräfler Land, ganz unweit von Freiburg, wartet da bereits eine Bleibe…“

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